Island ist ein recht karges, aber wunderschönes Land. Da denkt man selbstverständlich erst mal an die wilden Wikinger, aber Island hat viel mehr zu bieten. So wild und stark ihre Vorfahren waren, sollte man ihre Kreativität und Sinn für Schönes nicht außer Acht lassen.
Anfang der 1980er keimte das zarte Punkpflänzchen zu einem ordentlichen Baum heran. Besonders in der Hauptstadt Reykjavik wuchs die Punkszene zu einem festen Kern zusammen. Die Bevölkerungsdichte von Island beträgt 3,5 Einwohner pro km², da ist es nicht weiter verwunderlich, wenn man sich untereinander kennt.
Am 27. Mai 2010 geschah auf der Insel etwas Unglaubliches. Ein 4-jähriges politisches Experiment begann. Was zu Anfang eher als Scherz gemeint war, wurde auf einmal ernst. Nachdem Island nach dem großen Bankencrash fast drauf gegangen war, hatte die Gesellschaft von kriminellen Politikern die Schnauze gestrichen voll. Der Berufskomiker Jón Gnarr stellte sich mit seiner Partei („Die beste Partei“) zur Wahl auf.
Ohne an einen ernsthaften Sieg geglaubt zu haben, wurde er - zum Schock für alle und besonders für sich selbst - zum Bürgermeister von Reykjavik gewählt. So zogen die Anarchosurrealisten mit dem Slogan: „Mehr Punk, weniger Hölle!“ in das neue Amt ein. Zum Erstaunen aller machten sie ihren Job richtig gut. Der Mut der Gesellschaft, die eigenen Politiker zu entmachten und die Macht totalen Laien zu übergeben, zahlte sich mehr als aus.
In vier Jahren Anarchie wurden die Finanzen saniert, die Schulorganisation verbessert, kleine Kunst gefördert und viele gute Reformen durchgesetzt. Nach diesen erfolgreichen Jahren schmiss Jón Gnarr hin, da er sich als Komiker sieht und nicht als Politiker.
Ebenfalls in Reykjavik steht das berühmte „Pönksafen“. Es ist ein beliebter Punk-Treffpunkt und gleichzeitig ein Museum über die Punkgeschichte Islands. Von Kleidung, Instrumenten und Toiletten gibt es viel zu sehen und zu hören. Aufgebaut wie eine 80er-Jahre-Untergrund-Punkzeitmaschine gibt es alles, was das Punkerherz höherschlagen lässt. Wer sich in Reykjavik mal rumtreiben sollte, muss auf jedem Fall dem „Pönksafen“ einen Besuch abstatten: http://thepunkmuseum.is/
Musikalisch ist der isländische Punk viel mit Metal und Hardcore durchsetzt, aber auch die typische 3-Akkorde-Musik kommt nicht zu kurz. Ziemlich berühmt wurde die Sängerin Björk, die vorher in der Band Sugarcubes war. Was viele nicht wissen: Schon mit 11 Jahren hat Björk ihr erstes Album veröffentlicht, mit 17 sang sie bei der Punkband „Tappi tíkarrass“, die eine EP und ein Album aufgenommen haben.
Kurz erwähnt werden müssen hier aber auch großartige Bands wie Purrkur Pillnik, Utangardsmenn und Fraebblarnir. Und wer weiß, vielleicht retten bei der nächsten Krise die Punks mal wieder das Land mit einer mutigen Gesellschaft und mutigen Menschen.
Punk in Island
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